Musik von Bruno Rossignol - Texte von Jean-Yves Agard
Okzitanisch Übersetzung von Patrick Ratineaud
Der Text von "Das Ende der Welt" setzt sich im Wesentlichen mit der Frage der Übertragung von Sprache von einer Generation auf die nächste auseinander. Beim ersten Lesen findet man sich abends bei einer Familie irgendwo im Périgord Vert. Es handelt sich nicht um irgendeinen Abend, denn die Handlung entwickelt sich während des "Großen Sturms von 1999", der die Region und ihre Bewohner stark gezeichnet hat, sowohl physisch als auch moralisch.
Während der Silvesterabend gemütlich im Kreise der Familie vorbereitet wird, verrichtet der Sturm in «teuflisch-strafender» Gestalt sein Werk mit Hilfe aller seiner Helfershelfer (Winde, Stürme, Windböen, Windhosen,Tornados…) auf extrem gewalttätige Art und Weise.
Als der Sturm losbricht ist die ganze Familie in einer hilflosen Situation. Alle Verbindungen nach außen (Strom, Telefon) sind abgebrochen und das Haus ist von Kräften belagert, die als übernatürlich wahrgenommen werden. Die Mitglieder der Kernfamilie gruppieren sich um den steinernen Kamin, sie klammern sich aneinander um nicht fortgerissen zu werden, in einer Atmosphäre völligen Nichtverstehens, gegenseitiger Fragen und vielleicht Schuldbewusstsein. Warum eine solche Strafe ? Was haben wir unterlassen zu tun ? Draußen vollendet der Sturm seine zerstörerische Arbeit wie in einem unangekündigten Weltuntergang. Es wird dem Leser nicht entgangen sein, dass der Text in zeitgenössischem Okzitanisch geschrieben ist, einer Sprache, die selbst vom Verschwinden bedroht ist.
Diese Geschichte -in Form einer Apologie- entspinnt sich an der Metapher einer äußeren Kraft, welche die soziale Ordnung, den Lebensraum, den Rahmen und die Lebensweise einfacher Menschen in der Region L'Occitane hinwegfegt. Wenn man die Bedeutung dieser grundlegenden Elemente einer Kultur nicht anerkennt (an erster Stelle die Sprache), wird das persönliche und soziale Umfeld für immer entstellt werden und eine «Weltanschauung» wird schlagartig verschwinden.
Es ist wie ein Plagiat des «Faust»-Themas: Durch Vernachlässigung, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, Fahrlässigkeit oder Unkenntnis dessen, was die Quintessenz von Gesellschaften ausmacht, fordern in der «Stunde der Abrechnung» die zerstörerischen Kräfte ihren Tribut! So wird der "Sturm von 1999" allegorisch als ein Instrument der kulturellen Zerstörung im Bewusstsein und von Landschaften eingesetzt. Als einem «Ende der Welt» als Eponym legt die Geschichte nahe, das Bewusstsein aufzuwecken, um das Ende "einer" Welt zu verhindern.
Das musikalische Werk ist in 17 Szenen unterteilt und beinhaltet einen Erzähler, einen Mezzosopran,einen Kinderchor, einen Erwachsenen-Chor und ein Sinfonieorchester, in dem eine Drehleier und reichhaltiges Schlagzeug - Instrumentarium besetzt sind.
BESETZUNG
Mezzo-soprano
Erzähler
Vielle à roue
Gemischter Chor SATB
Harfe, Klavier
Flöten, Oboen, Klarinetten div., Bassklarinette, Fagotte
Hörner div., Trompeten div.
Violinen 1 und 2, Bratschen, Celli, Kontrabässe
Timpani, Perkussioninstrumenten div.
PUBLICATION RÉALISÉE AVEC LE SOUTIEN DU FONDS POUR LA CRÉATION MUSICALE